Mewing-Kaugummis: Risiken und zahnmedizinische Bewertung
13.02.2025 | von Rainer Lösch
Mewing-Kaugummis (Jawliner) sind ein neuer Trend, der besonders in den sozialen Medien beworben und diskutiert wird. Diese extrem zähen Kaugummis sollen die Kaumuskulatur trainieren, die Gesichtsform positiv beeinflussen und den Kiefer stärken. Eine kantige „Jawline“ gilt als maskulin und sexy. Doch aus zahnmedizinischer Sicht gibt es erhebliche Bedenken.
Inhaltsverzeichnis
- Was sind Mewing-Kaugummis?
- Zahnmedizinische Risiken durch Mewing-Kaugummis
- Grenzen des Konzepts: Warum alleinige Muskelstärkung nicht ausreicht
- Fazit: Vorsicht bei intensiven Kaugewohnheiten
1. Das Wichtigste in Kürze
Mewing-Kaugummis sind extrem harte Kaugummis, die angeblich die Kieferlinie definieren und die Kaumuskulatur stärken sollen.
Mewing-Kaugummis bestehen aus besonders zähem Material, das lange gekaut werden muss, um es zu zersetzen. Die Befürworter dieser Methode behaupten, dass das intensive Training der Kaumuskulatur zu einer „stärkeren Kieferlinie“ und einer strafferen Gesichtsform führen kann. Zusätzlich wird häufig argumentiert, dass das Kauen dieser Kaugummis die Kieferentwicklung positiv beeinflussen könnte.
2. Zahnmedizinische Risiken durch Mewing-Kaugummis
- Überlastung der Kaumuskulatur: Das exzessive Kauen auf extrem harten Kaugummis führt zu einer Überbeanspruchung der Kaumuskeln. Dies kann:
- Muskelschmerzen und Verspannungen auslösen.
- Zu Beschwerden im Kiefergelenk (TMJ-Syndrom) führen, die sich durch Schmerzen, Knacken oder Bewegungseinschränkungen äußern.
- Zahnschäden und Abnutzung: Die Zähne sind nicht darauf ausgelegt, über lange Zeiträume auf extrem zähen Materialien zu kauen. Dies kann:
- Den Zahnschmelz abnutzen, wodurch die Zähne empfindlicher werden und anfälliger für Karies.
- Zu Mikrorissen oder Frakturen in den Zähnen führen, insbesondere bei geschwächtem Zahnschmelz.
- Ungleichmäßige Belastung: Viele Menschen kauen bevorzugt auf einer Seite. Dies kann bei der Verwendung von Mewing-Kaugummis zu:
- Einer asymmetrischen Belastung der Kaumuskulatur und des Kiefers führen.
- Die bestehenden Zahn- oder Kieferfehlstellungen verschlimmern.
- Fehlende wissenschaftliche Belege: Es gibt keine belastbaren Studien, die die behaupteten positiven Effekte von Mewing-Kaugummis auf die Gesichtsform oder die Kieferlinie bestätigen. Die Veränderungen, die in sozialen Medien präsentiert werden, sind meist auf genetische Faktoren, Alter oder begleitende Behandlungen zurückzuführen.
3. Grenzen des Konzepts: Warum alleinige Muskelstärkung nicht ausreicht
Der Ansatz, die Kieferlinie durch Kaumuskulaturtraining zu verbessern, vernachlässigt die komplexen Wechselwirkungen im Kiefer- und Gesichtsbereich. Die Kieferentwicklung wird durch eine Kombination aus genetischen Faktoren, Zahnstellung, Zungenhaltung und dem allgemeinen Wachstum des Schädels beeinflusst.
Eigentlich sollte jedem klar sein: nur durch Kaugummikauen kriegt man keine Kieferlinie wie Timothy Chalamet oder „Gigachad”.
Muskelstärkung allein reicht nicht aus, um strukturelle Kiefer- oder Zahnfehlstellungen zu korrigieren.
Bei Fehlstellungen oder ästhetischen Anliegen ist eine zahnärztliche oder kieferorthopädische Beratung notwendig, um effektive und nachhaltige Ergebnisse zu erzielen.
4. Fazit: Vorsicht bei intensiven Kaugewohnheiten
Wir als Zahnärzte raten von harten Kaugummis ab. Mewing-Kaugummis mögen auf den ersten Blick eine einfache Lösung zur Verbesserung der Kieferlinie oder der Gesichtsform versprechen, bergen jedoch erhebliche zahnmedizinische Risiken. Zahnschäden, Kiefergelenkprobleme und Muskelverspannungen sind häufige Folgen eines unsachgemäßen Gebrauchs.